P-30 – Reiterhose R 2

  • P-30 Bundfertigstellung
  • P-30 Paspeltaschen
  • P-30 Taschen-und Futterarbeit
  • P-30 Taschen
  • P-30 Schnitt aufgezeichnet
  • P-30 Schnittmuster auf Hirsch


Eigenschaften:

Kennung:

A.II.3.e.208 Reiterhose R 2

Widmung:

-

Fertigstellung:

7. Dezember 2023

Kosten:

293,26€ 

(175,00€ Oberstoff + 13,00€ Futter + 59,06€ Leder + 46,20€ Knöpfe)

Stoffe & Leder:

Kurzwaren:

  • 8 × Ösenknöpfe Horn 20 mm (Wadenschluss & Schildanschluss)
  • 7 × Ösenknöpfe Horn 15 mm (Hosenschlitz & Bund)
  • 6 × 4-Loch-Knöpfe Horn 22 mm (Hosenträgeranschluss)

Garne:

  • 80er Filament Gütermann Tera Schwarz
  • Gütermann Knopflochseide Schwarz
  • 120er Filament Schwarz Handstiche

Maschinen:

Beschreibung:

Vollbesatz-Reithose aus englischer Wolle wie Hirschleder. Klassischer Ballonschnitt mit Abnähern, hohem und breitem Bund, geknöpftem Wadenabschluss.

Wollstoff in dichter Köperbindung gewebt und 610 g/qm schwer, Hirschleder 1,2 mm stark und doch äußerst robust, gut zur Haut und Klimaregulierung in Kombination mit Wolle und Acetatfutter. Lederbesatz beidseitig einfach abgesteppt. Fleischseite nach außen.

Zwei große seitliche Paspeltaschen, darunter zwei kleinere Sekundärtaschen sowie eine kleine horizontale Paspeltasche für den Spindschlüssel. Rund 7 Stunden Arbeit für die 13 handgestickten Knopflöcher. Knopflöcher wie Knöpfe mit Seidengarn gearbeitet. Sämtliche Knöpfe aus Horn oder Horn & Metall.

Geschichte:

Man kann nicht nur eine Reiterhose haben. Die P-15 Reiterhose R 1 mitsamt der gesamten R 1 war wegen des flauschigen Wolltuchs für den Winter und jene kalten Tage gedacht, und das war auch gut so. Doch im Sommer war immerzu jedes Hemd wie Unterhemd nach der Pferdearbeit durchnässt, es braucht eine Reitergarnitur 2, die R 2.

Bereits bei Fertigstellung der Reitergarnitur 1 im März 2023 wurde beim Berger ein dichter Wollstoff vom Engländer Moons bestellt. Die 1,5 Laufmeter sollten aber drei Monte brauchen, wegen Zoll und Lieferschwierigkeiten. So lag er bis in den Oktober hinein im Stofflager.
Schwarzes Hirschleder zu finden war auch nicht einfach, letzten Endes hat man aber nachgefragt und sich drei Häute liefern lassen. Hirsch ist das Leder für Kleidung. Geschmeidig, gut zur Haut, Klimaregulierend, robust, zäh und doch von geringer Stärke. Sehr beeindruckend. Mit den 1,2 mm ist sie von geringerer Stärke als die Büffelhaut der P-15 Reiterhose R 1 und damit einfacher zu arbeiten, auch für die Nähmaschinen. Bestimmt auch angenehmer zu tragen. 

Das Schnittmuster war durch die Nacharbeit zu P-15 mit dem Schneider bereits optimiert und somit startklar. Durch das nun halbe Jahr Reiterfahrung weiß man allerdings auch, was es noch braucht an einer Reiterhose. Es fehlte an Taschen. Eine kleine Für den Spindschlüssel der Garderobe sowie separate für die Reithandschuhe.

Das Nähen ging routiniert, allerdings war der Schnitt zum Bund falsch. An Fett habe ich wohl kaum zugelegt, 30 mm haben in der Taille gefehlt, die Hose würde nicht zu gehen. Der Schnitt musste geändert, es sollte etwas eingesetzt werden. Da alles bis auf den Bund vernäht war wurden einfach mit den seitlichen Sekundärtaschen diese 30 mm dazugelegt. So sind die großen Paspeltachen im Futter, versteckt, die Sekundärtaschen sind innen zu sehen. 
Das Futter ist dieses Mal nicht schwarz gewählt, das wäre ja langweilig. Ein perverses Rot, ein schönes Blutrot ist mir zum wöchentlichen Besuch beim Berger aufgefallen und es wurde eingekauft. Auch sämtliche Knöpfe wurden dort bezogen wie das Garn. Es ist immer schön, dort zu besuchen.

Auch zum Diskutieren. Ich sei der einzige Kunde, welcher 80er Tera Filament Garn vom Gütermann benötigt. Der normale Amateur verwendet 100er M92/2 Gütermann Creative, das ist kein Endlosgarn, reist somit schneller und näht sich nicht so geschmeidig, ist quasi auch dicker als ein 100er Filament Endlosgarn. Wer nicht viel näht, kann diese 100m Spulen ja gut aufbewahren. Sonst kauft der Näher 100er Mara, ist gut, aber die Konen sind unten offen und das ist nicht ordentlich. Sonst ist Mara ja genauso wie das M92/2 Gütermann Creative ein gesponnenes Garn. Wobei Gütermann es als Filament einordnet, aber auch der Berger ist da kritisch. Der Unterschied scheint in der angepriesenen MCT® (Micro Core Technology)" des Mara zu liegen. Ob das so supertoll oder einfach nur billiger in der Produktion ist, ich bin da skeptisch. Dennoch, die Industrie verwendet gerne das Mara, auch wegen des Preises.
Jedenfalls ist mir ein 100er Filamentgarn noch zu schwach und reist zu schnell, ein 50er aber zu stark, so war jenes 80er Garn perfekt für meine Hauptstoffe. Die da wären: Das dicke Deutschleder sowie nun der Kavallerie Köper für die Hose. Der Berger meinte, entweder nimmt man 100er Mara oder eben 50er Mara & 40er Tera für Leder, niemand kauft 80er außer spezielle Anwendungen in der Industrie. Und dann eben noch die Schneider, welche stärker beanspruchte Stellen wie Schrittnähte damit vernähen. Nichts ist peinlicher für einen Schneider, als wenn die Schrittnaht aufgeht. Die meisten Leute nähen allerdings auch nicht mit jenen starken und gut gewebten Stoffen.
Ein Garn ist unter anderem dann falsch für ein Stoff, wenn der Stoff zuerst reißt und die Naht nicht als Sollbruchstelle dient. Eine Naht kann man einfach reparieren, ausgerissenen Stoff nicht. Da das aber noch nicht passiert ist, bestelle ich weiter mein gutes 80er Tera. So hat er extra einen Karton Garnkonen in schwarz und einen in weiß kaufen müssen. Falls wirklich niemand anderes das kauft, werde ich wohl über die nächsten Jahre der einzige Bezieher sein.

Genug über Garn. Das Sticken der Knopflöcher geschah auch zum Teil ganz im Sinne der Reiterei. Vor den allwöchentlichen Reitstunden konnte man sich hinsetzen und den anderen Reiter zusehen, dabei alle 30 Minuten ein Knopfloch fertigstellen. Eine befriedigende Handarbeit, wobei die Grate der Köperwebart es einem nicht einfach machen. Mit Leinwand wäre es doch so viel einfacher. Nächstes Mal dann.
Nach den sieben Stunden an Knopflöcher konnten die vielen Hornknöpfe angebracht werden, der Saum unten wurde mit Leder abgeschlossen und fertig war eine weitere Reiterhose. Gedacht für den Sommer, fertig im Winter. Das ist in Ordnung, sie kann erst richtigen Einsatz erfahren, sobald mindestens die P-31 Weste dazu fertig ist.  

Produktion:

  1. Stoff aus England importieren und schwarzes Hirschleder auftreiben
  2. Schnittmuster auf Stoff kopieren & zuschneiden
  3. Lederbesatz mit Falzbein markieren und zuschneiden
  4. Abnäher nähen, alles umketteln
  5. Paspeltaschen einnähen
  6. Futter einnähen
  7. Schlitz nähen, Knopflöcher sticken und alles einnähen
  8. Lederbesatz einnähen und absteppen, Seitennähte großteils schließen
  9. Sekundärtaschen einnähen
  10. Bund nähen
  11. Bundknopflöcher sticken, Knöpfe anbringen
  12. Wadenabschluss nähen und Knopflöcher sticken, Knöpfe anbringen